30. Oktober 2013, 1.14 Uhr morgens: eigentlich hätte ich mir das etwas anders vorgestellt. Der Stress würde dann im Oktober, wenn das Buch gedruckt vor uns liegt, vorbei sein, der Sekt kühl gestellt und ein normales Leben mit Feierabend und so ähnlichen Ritualen sich wieder einstellen. Doch weit gefehlt! Einen Tag vor der Vernissage warten wir noch immer auf die Buchlieferung, die lang geplante und zum Tourenatlas dazu entwickelte APP wurde von Apple zurückgewiesen und die neue Website hat noch immer ein paar «major Bugs» im Bestellablauf – na wenns weiter nichts ist!?
Eigentlich wollte ich ja noch so etwas wie eine Rede schreiben: eine Würdigung all jener Menschen, die uns unterstützt haben bei den Recherchen, dem Gestalten, dem Schreiben, Korrigieren, Fotografieren, Redigieren, Intervenieren und auch beim Philosophieren. Es wäre so eine Art Brandrede geworden, bei der am Schluss tosender Applaus den Raum gefüllt hätte und Konfetti von der Decke gefallen wäre. Es hätte begonnen mit «… ich erinnere mich noch genau wie mich Markus vor fast zehn Jahren am Kaffeeautomaten an der Kunsti angesprochen hatte: mit einem fertig Latte Macchiatto im Plasikbecher stand ich vor ihn und hörte überrascht wie Markus zu mir sagte: «hast nicht du den Cover-Shot auf dem 4Riders gemacht?Fett!» Ja! Und diese Worte waren nicht nur der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, sondern auch die Basis von zwei gemeinsamen Bücher und einem Verlag den wir gegründet haben.» Doch die Rede wäre noch viel weiter gegangen! Sie hätte ausgeholt und von den Abgründen erzählt die wir zu überwältigen hatten, von den beschissensten Bedingungen in den Bergen die man sich nur vorstellen kann, vom Umkehren im strömenden Regen, vom inneren Schweinehund jeden Morgen wenn der Wecker uns aus dem Tiefschlaf riss und vom Leid der drei Monate andauernden Korrekturrunden, bei denen wir fast den Verstand verloren hätten vor lauter Schlüsselstellen und Höhenmeter.» Aber dann wäre ich im Ton lauter und bestimmter geworden in der Rede, ich hätte ausgeholt und vom «… niemals Aufgeben …» und «… wo ein Wille ist da ist auch ein Weg …» erzählt. Mit dem Buch in der einen, und dem Karten-Set in der anderen Hand hätte ich rumgefuchtelt und über die Köpfe hinweg schauend uns mit Gutenberg und der Erfindung der Druckmaschine verglichen. Mit einer vorangehenden Pause, tief Luft holend und langsam hätte ich die abschliessenden Worte ausgerufen:«Dieses Buch … ist der Beginn eines neuen Zeitalters!»
Doch statt berauschenden Reden schreibe ich nun diesen ersten Blog-Eintrag, nachdem ich das tolle Dokument: «Website-Bugs-Liste_30102013» um drei Zeilen ergänzt habe. Das Leben ist dann meistens doch weniger spektakulär als es zu scheinen vorgibt, es sei den man gönnt sich hie und da eine Heldengeschichte wie die unsere mit der Buch-Produktion – gute Nacht!